Ein Konzert mit sinfonischer Blasmusik der Spitzenklasse hat das Landesblasorchester (LBO) Baden-Württemberg am Sonntagabend in der Turn- und Festhalle Uttenweiler unter dem Dirigat ihres künstlerischen Leiters Björn Bus gegeben. Mit sinfonischer Blasmusik auf höchstem Niveau begeisterte das aus 80 Musikern bestehende Orchester die rund 300 Konzertbesucher.
Den Konzertreigen eröffnete das LBO mit dem elf Minuten dauernden Werk „Danse Satanique“ von Alexandre Kosmicki. Das Werk begann mit der Anrufung der dunklen Mächte durch das Hornregister. Diese Beschwörung wurde von den Klarinetten mit wilden, teuflischen Läufen aufgenommen. Durch das zügellose und ungeordnete Beben des Orchesters wurde mit diesen Klängen die Entstehung einer bösen Kraft aus der Tiefe symbolisiert. Das Ganze mündete letztlich in einem satanischen Tanz, der das Reich des Satans mit seinen Dämonen darstellte. Gleich 24 Minuten musikalische Hochspannung bereitete die Tondichtung „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss. Bereits mit 24 Jahren habe sich Strauss musikalisch mit dem Sterben und dem Tod auseinandergesetzt. Dies wusste der souverän auftretende Musikreferent Thomas Kuhn bei seiner Ansage. Schwermütige Musik im Pianissimo, durchsetzt von einigen Einwürfen, erzeugten eine gespannte Atmosphäre. Ein Paukenschlag beendete das Ganze und mündete in einen sanften melancholischen Teil.
Hornsignale leiteten in ein flottes, aufgeregtes Intermezzo über. Der holländische Dirigent Björn Bus lebte die berührende Musik sichtlich mit und leitete mit seinem gefühlvollen Dirigat die Musiker zu einer großartigen Interpretation an. Mit einem beeindruckenden Pianissimo über viele Takte hinweg, endete das außergewöhnliche Werk. Bei „Schwabenstreiche“ erzählten die Musiker die Abenteuer der sieben Schwaben. Das Lied „Jetzt gang i ans Brünnele“ drang in sieben verschiedenen Variationen durch. Mit „Riften Wed“ und „Russian Christmas Music“ fand ein beeindruckendes Konzert mit großartiger Musik sein Ende. Lang anhaltender Beifall entlockte dem LBO noch die Komposition „Hymn to the Fallen“ von John Williams.
Das großartige Orchester glänzte durchweg mit hervorragendem Klang, technischer Brillanz und rhythmischer Genauigkeit und einer ungewöhnlich ausgeprägten Dynamik. Bei den Konzertbesuchern gab es nur eine Meinung – Ein absolut musikalisches Blasmusikhighlight. Der Vorsitzende des Blasmusik-Kreisverbandes Biberach, Michael Ziesel bedankte sich am Endes des Konzerts beim Dirigenten und den Musikern des LBO. „Ihr habt uns heute Abend wunderbare Momente erleben lassen“, so Ziesel.
Der Uttenweiler Dirigent Ralf Kriz sagte nach dem Konzert: „Es ist unwahrscheinlich was Musik für Gefühle auslösen und vermitteln kann. Es war kein Konzert mit Gehör gefälliger Melodien. Es war sehr anspruchsvoll, technisch schwierig, aber sehr klangbetont. Ich war absolut gefangen in Emotionen.“
Am Nachmittag besuchten 60 Interessierte das Lehrkonzert mit dem international anerkannten Dirigenten Björn Bus. Die Musiker vom Musikverein Uttenweiler nahmen die Gelegenheit wahr, gemeinsam mit dem LBO und Björn Bus zu proben. Sie hatten das Konzertwerk „The Ghost Ship“ bereits vorbereitet. Bus gab während der einstündigen Probe viele Tipps und formte viele Passagen nach seinen musikalischen Vorstellungen. Das Spiel im Piano, Klangbalance, Artikulation und Tonkultur waren Eckpunkte in seiner Probe.
Schwäbische Zeitung vom 28.10.2019 (Gerhard Rundel)